Geschichte Westheims

westheim

Herzlich Willkommen in Westheim,

seit 1971 Stadtteil von Hammelburg.

 

Geschichte:

"In Deutschland und auch in unserem Gebiet gibt es Hügelgräber regional durchgängig ab der späten Jungsteinzeit (3000 v. Chr.) über die Bronzezeit (1600 v. Chr.) bis in die Eisenzeit (450 v. Chr.)  Ich darf daran erinnern, dass beim Bau der Autobahn Richtung Oberthulba Hügelgräber gefunden und dokumentiert wurden.

Nach dem Sieg der Franken über die Alamannen (oder Alemannen westoberdeutschen Mundarten „alemannische Dialekte“) 469 n.Chr. und der Bezwingung der Thüringer durch Theuderich 531 wird man von einer Ansiedlung so groß wie unser heutiges Westheim sprechen können. Auf eine Ansiedlung in ein geordnetes Herrschaftssystem einbezogen weisen die Bezeichnung –heim- und die bei Westheim ausgewiesenen fränkischen Reihengräber hin. Durch die Ortsnamenforschung schließt man auf fränkischer Herkunft um 790. Beim Bau der Bahnlinie 1919 hat man ein Reihengrab angeschnitten. Man hat den Fund aus der Merowinger Zeit auf etwa 500 n. Chr. datiert.

Von 700 bis ca. Ende des 13. Jahrhunderts gehörte Westheim im Salagowe zum Kloster Weißenburg im Elsass. Im „Codex Edelini“ um 1280 ist Westheim im Salagowe als abgabepflichtiger Ort des Klosters Weißenburg noch genannt. Da das Kloster seit dem 10. Jahrhundert einen großen Teil seiner Besitzungen verloren hatte, ließ „Edelin“ (1262–1293 regierender Abt) unter Benutzung älterer Urkunden ein Güterverzeichnis anfertigen, Codex Edelini oder Liber Possessionum genannt, um das noch vorhandene Gut zu inventarisieren und vor weiterem Verlust zu bewahren. Im Codex Edelini 1280 wurden folgende Liegenschaften beschrieben:

Eine „basilica“ (Kirche) mit dem Namen Peter und Paul.

Ein „curtis dominicalis“, ein Herrenhof mit „mansi V“ mit 5 Hörigen (5 unfreie Bauern und ihre Familien)

Zu diesem Herrenhof gehörten folgende Liegenschaften „vinea“ ein Weinberg, von dem vier Fudern (carratas) der Weinernte an das Kloster abgeliefert werden mussten, und „pratis“ Wiesen von denen 30 „carratas“ (Fudern) Heu an das Kloster gingen. 1524 wurde das völlig verarmte Kloster auf Drängen des letzten Abtes, Rüdiger Fischer, in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt, das 1546 mit dem Hochstift Speyer vereinigt wurde.

kircheFoto: Film- und Fotoclub Westheim e.V.

 

Die Westheimer Basilika,“ St. Peter und Paul“ zeigte an, wohin Westheim damals politisch gehörte und an welche Feudalherren gegenüber Westheim abgabepflichtig war. Wir feiern    unsere Kirchenpatrone „Petrus und Paulus“ am 29. Juni. In Westheim ist eine „Basilica“ (Kirche) des Klosters Weißenburg mit dem Namen „St. Peter und Paul“ zu finden. Es sind bis  heute die Schutzpatrone des Klosters Weißenburg.

 

 

 

 

urkAusschnitt aus der Urkunde von 780 – 796. 1.Band im Codex Eberhardi – Hessisches Staatsarchiv Marburg

 

Von der Schenkungsurkunde der Reichsabtei des Klosters Fulda ausgehend, im Codex Eberhardi wurde eine falsche Zeitangabe gemacht. Aufgrund von Personennamen hat die Historische Kommission für Hessen und Waldeck die Urkunde in den Zeitraum 780 – 796 eingereiht. Dies dürfte die erste Erwähnung von Westheim in einer Urkunde sein.

 

 

 

 urk or 

 

Erste urkundliche Erwähnung 953.

Das ist eine Kopie der echten Urkunde 1. Januar 953 von OTTO dem I.

 Hessisches Staatsarchiv Marburg.

Vielen Dank an Dr. phil. Wolfhard Vahl Archivoberrat.

 

 

 

Eines ist sicher Westheim war im Brennpunkt der herrschaftlichen Kräfte. Im Norden das Stift Fulda, im Süden das Hochstift Würzburg und im Osten stand es als weltlicher Gegenspieler dem Grafengeschlecht der Henneberger gegenüber. Die Henneberger standen seit dem 12. Jahrhundert im Lehenverhältnis zu Würzburg und Fulda. Man geht davon aus, dass die Henneberger und auch „von Erthal“ Grundbesitz in Westheim hatten. 1274 erfolgte die hennebergische Erbteilung und der Verkauf der Güter für 3600 fl. (Gulden oder Floren. Abgekürzt fl.)

Würzburg zog immer mehr Zehntgerichte mit Fällen an sich. Fulda legte Protest ein. Beide Kontrahenten haben am 13. und 14. Februar 1492 mit einem notariellen Instrument (heute sagt man Gütetermin oder Aussprache) öffentlich darzustellen (öffentlich darzustellen = dies öffentlich ansprechen oder erörtern).

Das Dorf gehörte mit aller Obrigkeit dem Abt und dem Stift zu Fulda. Der als fuldischer Schultheiß bezeichnete Westheimer Hans Wahler, erklärte dabei auf Befragen, dass sich seine Funktion im Einsammeln etlicher Hühner erschöpfe und er keinerlei Gebots- oder Verbotsgewalt ausübe, vielmehr dem örtlichen Gebot und Verbot folge.

Würzburg wurde seit den gescheiterten Vermittlungen 1498 in seinem Vorgehen deutlich aggressiver und versuchte vor allem die Stellung seines Schultheißen vor Ort zu verstärken. Das Einsammeln der würzburgischen Güter wurde deshalb von Fulda mit der Bezeichnung „ Hühnervogt“ lächerlich gemacht.

mueFoto aus Privatbesitz Die Mühle in Westheim, mit einem Rahmen gekennzeichnet, ist als Konrad´s Mühle bekannt, (der letzte Besitzer war die Familie Schmitt) wird schon lange nicht mehr genutzt. Sie lag auf fuldischen Grund und Boden. Erst später wurde die Eberleinsmühle davor errichtet. Der jetzige Besitzer Volker Partsch ist seit langem mit der Renovierung und Wiederherstellung des Gebäudes beschäftigt. Bei den Arbeiten wurde an einem Torbogen die Zahl 756 freigelegt. In dieser Zeit dürfte die Mühle auch gebaut worden sein.

Sie war in die Dorfgenossenschaft des benachbarten würzburgischen Pfarrdorfes Langendorf, wo es keine Mühle gab voll integriert. Ausgehend von dieser Tatsache behauptete jede Seite, dass ihr die Mühle gehöre. Die Mühle war nun Lehen (Leibeigener) des Probstes Thulba im Besitz eines Hammelburger´s. Veränderungen gab es 1502. Der Hammelburger Besitzer der Westheimer Mühle verlieh diese auf sechs Jahre weiter, verkaufte jedoch nach einem halben Jahr die Mühle und ließ die Mühle räumen. Eskaliert ist der ganze Konflikt und damit der ganze Streit um Westheim, als der fuldische Amtmann zu Saaleck und seine Leute am 7. Juli 1505 nachts mit Gewalt in die Mühle eindrangen, um einen des Diebstahls und der Hehlerei Beschuldigten, der ihnen zuvor entkommen war, zu fangen um ihn auf das Gericht nach Hammelburg zu überführen. Bei dieser Aktion töteten sie den Müller, den Schwager des Beschuldigten. Der Würzburger Amtmann hatte jedoch dem Beschuldigten Geleit zum Gericht zugesagt. Darüber empört, überfiel man 28 fuldische Untertanen auf dem Feld von denen sie 22 betagten (betagten = schon ein gewisses Alter haben) und sechs in den Trimberger Turm sperrten. Beide Parteien rüsteten für evtl. kriegerische Auseinandersetzungen auf. Dem fuldischen Marschall Albrecht von Trübenbach ist es zu verdanken, dass neue Verhandlungen folgten. Es wurde in Langendorf und Karlstadt am 30.8. bis 6.9.1508 ein detaillierter Vertrag ausgehandelt. Damit waren die Herrschaftsverhältnisse zu Westheim festgelegt. In dem Vertragsentwurf legte man fest, dass beide Landesherren gehuldigt werden und ein gemeinsamer Schultheiß aufgestellt werde. Das Dorfgericht bestand aus 8 Schöffen und viermal im Jahr sollte ungebotenes Gericht gehalten werden.

grstFoto: Film- und Fotoclub Westheim e.V1615 wurde von dem Fürstabt von Fulda, Johann Friedrich von Schwalbach und dem Fürstbischof von Würzburg, Julius Echter der ausgehandelte Vertrag durch einen Geleitstein besiegelt. Die genaue Grenzführung ist nur durch Beschreibungen bekannt. Die Grenze verlief mitten durch das Dorf.

Bevölkerung 1748

Zugehörigkeit zu Würzburg 68 Untertanen und 1 Schutzjude, zu Fulda 46 Untertanen und 1 Schutzjude. Dazu kommt 1 gemeinschaftlicher Untertan.

 

 

 

Westheim bestand 1789 aus 65 Häusern. Im 16. Und 17. Jahrhundert entstand die größte jüdische Gemeinde in Westheim im heutigen Landkreis Bad Kissingen. Sie stand unter dem Schutz der Herren von Erthal. Die Gemeinde ist von 174 Juden (1848) auf 75 Juden (1910) gesunken.1942 wurde die Gemeinde durch die NS aufgelöst. Die letzten 3 Gemeindemitglieder wurden nach Luplin deportiert.

Der Probst zu Thulba (1794 – 1801) beschreibt das Westheim näher. Das Dorf ist in guten Vermögen, hat gute Felder und Weinberge, der Wiesenwachs ist stark und gut. Die zugehörige Waldung besteht aus 30 Morgen Tannen. ( Ein Morgen (Mg) ist ein historisches, aber auch gegenwärtig noch gelegentlich verwendetes deutsches Flächenmaß. 25 Ar bzw. 2500 Quadratmeter).

Der Weinbau ging 1920 von 7,12 ha auf 5,26 ha im Jahre 1955 zurück. Heute (Stand 2020) werden noch ca. 4 ha Weinberge bewirtschaftet.( 1 ha entspricht einer Fläche von 10.000 m²).

1866 Großbrand in Westheim.

Hammelburg, 18. August. Heute Nachmittag 2 Uhr brach in dem benachbarten Dorfe Westheim in einer Scheune Feuer aus, welches bis jetzt (halb 4 Uhr nachmittags) noch nicht gedämpft werden konnte. Circa 10 – 12 Wohnhäuser und Nebengebäude sollen bereits in Flammen stehen, und ist ein weiter Umsichgreifen des furchtbaren Elementes bei dem herrschenden Winde sehr zu befürchten.

Ausschnitt aus dem „Hammelburger Schournal“ Stadtarchiv der Stadt Hammelburg

 

Am 12. Januar 1935 wurde der Gastwirt und Metzgermeister Alfred Zoll in Schutzhaft genommen. Die Anklage lautete: er hätte anscheinend schon seit längerem in seinem Metzgereibetrieb das Schächten von Schlachttieren zugelassen. Die Schächtung wurde durch den jüdischen Schächter Siegfried Stern aus Heßdorf vorgenommen. Die Strafkammer Schweinfurt hat in der Berufungsverhandlung beide (Zoll und Stern) zu je 3 Monaten Zuchthaus verurteilt.

(Aus Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens, Band1)

Geschichten zusammengetragen Anno 2020 von Waldemar Greß - Film- und Fotoclub Westheim e.V.

Quellenhinweis:

Niederschriften von Kreis und Heimatpflegern Landkreis Bad Kissingen und Stadt Hammelburg; Schriftverkehr mit Dr. phil. Wolfhard Vahl, Hess. Staatsarchiv Marburg; Dr. Paul Warmbrunn, Landesarchiv Speyer; Frau Petra Kaup-Clement; Zeugenaussagen von Bürgern (Die Aussagen wurden in „Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens, Band1 herausgegeben von Herbert Schultheis) bestätigt; Beiträge aus dem Internet unter Wikipedia und franconia.uni-würzburg.de und www.Hammelburg.de; Geographische Beschreibung des Unter=Mainkreises von G.Adam Götz, Stadtbibliothek Augsburg; Königlich-baierisches Intelligenzblatt für das Großherzogthum Würzburg 1815; Fürst und Herrschaft- Der Herzog  von Franken und seine Nachbarn 1470 - 1519 von Johannes Merz.

Sollte eine Quelle fehlen, war das nicht meine Absicht. Ich bitte um Entschuldigung.